Im Folgenden Text findest Du eine Auflistung an Dingen die Du beachten solltest wenn du eine eigene Stadt baust. Der Text zieht her auf eine mittelalterliche Stadt ab, denn auf eine in der Neuzeit, kann aber recht einfach adaptiert werden.

 

Basis

Spielleiter bei Vampire stehen oft vor dem Problem sich schlüssige und sinnvolle Städte aufzubauen. Das ist aber, mit ein bisschen Organisation und Übung, überhaupt nicht schwer. Man beginnt zunächst mit generellen Überlegungen:

Wo liegt die Stadt? In welchem Land? In welcher Gegend?

Dabei ist es auch wichtig sich über die nähere Umgebung Gedanken zu machen. Und über den Grund, warum diese Stadt sich ausgerechnet dort befindet:

Gibt es einen Fluss oder Handelsweg? Reiche Bodenschätze? Üppige Felder? Vielleicht Ruinen einer viel älteren Stadt? Oder auch nur einen Engpass oder strategisch wichtigen Punkt, der von einer Burg überwacht wird?

Diese Fragen entscheiden auch, wie die Stadt angelegt ist, welche wichtigen Gebäude sie besitzt, und wie groß sie ist. Auch, ob sie arm oder reich ist, wird schon zu diesem Zeitpunkt entschieden, denn ein kleiner Marktflecken, der nur zum Umschlag der lokalen Marktgüter dient, ist sicherlich nicht so reich wie eine Bergbaustadt oder ein großer Handelsplatz.

Über die Einwohnerzahl sollte man schon zu diesem Zeitpunkt genauer nachdenken. 

Die nächste Überlegung sollte aber noch nicht den Vampiren der Stadt gelten, sondern der generellen Struktur der Stadt selbst und der Umgebung. Dabei kommen wir noch einmal darauf zurück, warum diese Stadt an dem Ort gebaut wurde, wo sie jetzt ist. Denn davon hängt essentiell ab, wie die Stadt aufgebaut ist. Ich gebe hier mal einige Beispiele, aber die Liste ist natürlich beliebig erweiterbar.

Auch die Umgebung sollte schon recht konkret bekannt sein. Wo verlaufen Flüsse, Straßen und andere Landmarken? Wo befinden sich die Felder und Obstgärten, wo ist Wald oder Gebirge? Änderungen sind später noch jederzeit möglich, aber man sollte sich schon sicher sein, was man so alles braucht. Die Umgebung muss natürlich alles bieten, was die Stadt auch braucht, es sei denn, es kann durch Handel herbeigeschafft werden...

Nun kommen wir zum wichtigsten: den Bewohnern. Den Vampiren, aber auch den Menschen. Ich neige dazu, diese erst auszuarbeiten, bevor ich zu genau werde, was die Stadt betrifft. So habe ich immer noch Platz, interessante Ideen zu integrieren. Ich beginne hier einmal mit den Vampiren. Dabei sollte man schon wissen, ob die Gruppe in dieser Stadt heimisch ist, ob sie länger bleiben soll oder ob sie nur auf der Durchreise ist. Auch die Anzahl der Vampire in der Gruppe sollte bereits bekannt sein, denn all dies ist entscheidend für die Anzahl der vampirischen NPCs, die man integrieren kann.

 

Einwohnerzahl 

Dabei sind drei wichtige Faktoren zu beachten.

1. Die Versorgung. Eine Stadt kann nicht mehr Einwohner haben, als die Umgebung auch ernähren kann. Damit ist zum einen gemeint, dass in der Umgebung der Stadt genügend Ackerbau vorhanden sein muss, um die Bevölkerung zu ernähren und zum anderen, dass auch genügend Arbeit da sein muss, um eine solche Menge Leute auch zu rechtfertigen.

2. Zufluss von Menschen. Die Gegend kann noch so reich sein, wenn die Stadt sich irgendwo im Nichts befindet, werden nicht viele Menschen dort bleiben wollen. Andere Faktoren, welche die Bevölkerungszahl in diesem Sinne beeinflussen sind: Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Bildungs-, Arbeits- und Aufstiegsmöglichkeiten, der Ruf der Stadt, aber auch die Aussicht auf Freiheit von der Leibeigenschaft.

3. Die Hauptpersonen des Plays: in unserem Fall: Vampire. Die Blut brauchen, und somit auf eine gewisse Anzahl von Menschen angewiesen sind, um Leben zu können. Umso mehr, wenn sie verborgen bleiben wollen, was in der Zeit von Inquisition und Hexenjägern durchaus ratsam ist. Deswegen sollte man sich als Spielleiter ruhig die Freiheit nehmen, ein bisschen höher zu greifen, was die Zahl der Menschen betrifft, insbesondere, wenn man mehrere NSCs einbauen will. Für die Durchreise können allerdings auch kleinere Städte interessant sein, eben weil die heimischen Vampire sich von einer Gruppe Spieler bedroht fühlen könnten, da die Nahrungsressourcen begrenzt sind.

 

Art der Stadt

Fluß- oder Seehandelsstadt:
Das wichtigste an der Stadt wäre der Hafen. Dort muss es nicht nur genügend Platz für anlegende Schiffe(Hafenbecken), deren Waren (Speicher) und den Kauf und Verkauf geben (Märkte), sondern auch für Amüsierviertel, Hotels, Kneipen und ähnliches. Außerdem hat eine so reiche Stadt sicherlich viele zum Teil große Kirchen und reiche Stadtvillen. Auch eine gut gepflegte Stadtmauer und eine Wache sind unter diesen Umständen ein Muss. Dabei wird die Stadt mit großer Wahrscheinlichkeit um den Hafen herum gruppiert sein, was dazu führt, dass sie sich am Fluss oder der Küste entlang ausbreitet und meist nicht weit ins Landesinnere reicht. Vielleicht führen sogar alle großen Straßen nur parallel zum Fluss entlang und sind nur durch kleine Querstraßen verbunden. Ein gutes Beispiel für eine solche Stadt wäre Rostock.

Marktflecken:
Bei einer solchen Stadt wäre die wichtigste Einrichtung der Markt, der wahrscheinlich bedeckt ist mit permanenten Ständen. Dort spielt sich ein Grossteil des städtischen Lebens ab. Dort befindet sich die Kirche, die wahrscheinlich nicht sehr prunkvoll ist, die Verwaltung und auch das Gericht. Um diesen zentralen Punkt sind alle Häuser arrangiert, ganz nahe daran die Reichen, weiter weg die Ärmeren. Da solche Städte oft Jahrzehntelang nicht wuchsen, sondern auf einem beschränkten Gebiet blieben, sind sie meist sehr verbaut, zerteilt in kleine Gassen und Gässchen und mit Anbauten und Überbauten, die ein Fremder kaum durchschauen kann. In einer solchen Stadt kann man sich sicher leicht verirren. Eine Stadtmauer muss eine solche Stadt nicht unbedingt haben und auch ausgebaute Wege sind wenig wahrscheinlich. Demzufolge findet man solche Städte heute im Grunde nicht mehr, aber manche historischen Stadtkerne von kleinen Städten vermitteln noch einen recht guten Eindruck davon.

Bergbaustadt:
Wie der Name schon sagt, ist der Bergbau in einer solchen Stadt das wichtigste. Bodenschätze machen die Stadt reich und müssen dementsprechend beschützt werden. Außerdem erfordert die Förderung viel Platz und eine große Anzahl von Arbeitskräften. Desweiteren müssen die Erze verarbeitet und natürlich verkauft werden. Die Mine befindet sich meist außerhalb der eigentlichen Stadt, was aber eine gewisse militärische Präsenz erfordert, um sie im Falle des Krieges zu beschützen. Auch die verarbeitende "Industrie" wie Gießereien, Schmieden etc. befinden sich außerhalb der Stadt oder am Stadtrand. Die Stadt selbst gruppiert sich im Normalfall um ein Handelskontor oder eine Kirche. Allerdings sind sie oft sehr eng und zusammengedrängt, da sie sich häufig in Tälern befinden, wo das Platzangebot sehr beschränkt ist. Dementsprechend gibt es in so einer Stadt wohl nur wenig große Häuser. Wer reich ist, wohnt sicherlich außerhalb. Eine Bergbaustadt wird dominiert von den Häusern der kleinen Leute. Der Steinhauer, der Steiger und ihrer Familien. Demzufolge sind Bergbaustädte oft sehr verwinkelt und die Häuser stehen dicht an dicht, so dass sie sich an den Dächern oft berühren. Außerdem sind sie meist mehrstöckig, um den vorhandenen Platz optimal zu nutzen. Auch die Kirchen einer solchen Stadt sind klein, aber reicher ausgestattet, als bei anderen Kirchen vergleichbarer Größe, denn in solchen Städten können auch einfache Bergleute zu einem bescheidenen Reichtum kommen und die Stadt an sich ist reich. Gute Beispiele dafür sind die Altstädte im Harz, wie zum Beispiel Goslar oder Bad Harzburg.

Regierungsstadt:
Eine Stadt, die einem König oder Kaiser als Regierungssitz dient, wird in vieler Hinsicht zum Repräsentieren gebraucht. Sie ist ausgestattet mit großen, reichen Kirchen, florierenden Klostern und großen Pfalzen, die selbst fast kleine Städte darstellen. Solche Städte sind meist weitläufiger und planmäßiger angelegt, als andere. Es gibt mehr Villen, und die Viertel der Armen sind manchmal sogar vor die Stadtmauern verlegt. Auch die Verwaltungsgebäude sind größer und auch prunkvoller als anderswo. Aber dies hat auch eine Kehrseite. In solchen Städten gibt oder gab es meist eigenen großen Hinrichtungsplatz und auch einen von der Stadt bezahlten Henker. Außerdem sind die einfachen Leute in solchen Städten viel stärker der Macht der Adligen und der Kirche ausgesetzt, können weniger Rechte für sich selbst in Anspruch nehmen. In solchen Städten sind große Verteidigungsanlagen, Stadtmauern und sogar Festungen und Vorwerke natürlich sehr wichtig. Immerhin gilt es, nicht nur eine Stadt, sondern auch einen König zu beschützen. Natürlich sind Regierungsstädte häufig auch reiche Handelsposten, so dass es auch große Speicher und Märkte, sowie große Handwerker-Viertel gab. Gute Beispiele für solche Städte sind die großen alten Städte, Prag, Sankt Petersburg, Wien, etc.

Festungsstadt:
Festungsstädte sind Städte, die sich allmählich um eine militärische Einrichtung, eine Burg oder Festung gebildet haben. Sie sind meist klein und selbst ungesichert, weil ihre Bewohner im Kriegsfall in der Festung Schutz suchen. Sie sind häufig auf erhöhten Punkten errichtet, von wo man einen weiten Blick über das Land hat und sind konzentrisch um die Burg angelegt. Manche sind sehr dörflich, andere besitzen auch Stadthäuser, doch in der Regel gibt es kaum große und reiche Häuser oder Kirchen und das Handwerk beschränkt sich auf Industrien, die der Versorgung der Festung dienen. Manche Festungsstädte sind sogar nur reine "Bauernstädte" weil sich die Landarbeiter dort ansiedelten, um Schutz vor Plünderungen, Raub und Brand zu haben. Manche dieser Städte wachsen aber in ihrer Bedeutung, durch Handelswege, Regierung oder neue politische Ereignisse, so dass die Festung zwar innerhalb der Stadt bestehen bleibt, aber die Stadt eigene Mauern und eine eigene Verwaltung besitzt. Eine solche Beziehung besteht zwischen Prag und dem Hradschin, während "normale Festungsstädte" noch heute oft in den Kleinstädten im Gebirge zu erkennen sind.

 

Kainitische Bewohner

Die Anzahl von Vampiren auf eine bestimmte Anzahl von Menschen ist Geschmackssache. Manche Spielleiter gehen von 1: 1000 auf, andere bevorzugen viel größere Verhältnisse wie 1: 5000 oder sogar 1: 10000, um die Ernährung von Vampiren zu ermöglichen. Wie man sich nun selbst entscheidet, hängt davon ab, wie man die Welt sieht... je mehr Vampire, desto mehr Gefahren gibt es natürlich. Desto mehr Intrigen werden gesponnen und desto umstrittener sind menschliche Herden. Wenn man sich aber einmal entschieden hat, sollte man dieses Verhältnis zumindest innerhalb einer Chronik beibehalten, um eine konsistente Welt zu erhalten. Man verwendet dieses Verhältnis, um die maximale Anzahl von Vampiren in einer Stadt zu berechnen. Sollen die Charaktere länger in der Stadt verweilen, zieht man davon besser auch noch die Anzahl der Spielercharaktere ab. Daraus ergibt sich aber die Maximalzahl der NPCs, die im Normalfall nicht erreicht werden sollte, und schon gar nicht überschritten. Natürlich kann man mehr Charaktere kreieren, um eine größere Auswahl zu haben, je nachdem, wie sich die weitere Geschichte entwickelt, aber dann muss man damit leben, dass einige der Charaktere zumindest in dieser Stadt nicht zu Einsatz kommen werden.

Einige Charaktere aber, die bestimmte Posten bekleiden, sollten auf jeden Fall vorhanden sein, selbst, wenn die Spieler ihnen offenbar nie begegnen werden, denn ohne sie ist die Stadt nicht vollständig. Der wichtigste Charakter ist mit Sicherheit der Prinz einer Stadt, meist der mächtigste Vampir, der großen Einfluss auf den Rest der anwesenden Vampire hat, weil er, wenn er mächtig genug ist, nur Vampire in seiner Stadt dulden wird, die ihm genehm sind. Er wird meistens ein Ventrue oder Toreador sein, in manchen Gebieten auch Lasombra oder vielleicht Tzimisce. (Andere Clans sind natürlich auch möglich, aber ungewöhnlicher.) Er kann sehr konservativ sein oder auch eher tolerant, aber wird in jedem Fall versuchen seine Macht zu erhalten. Sollte der Prinz in einer Stadt fehlen, muss es dafür schon einen guten Grund geben. Entweder in Form einer anderen Regierung (Ältestenrat, Demokratie, etc.) oder aufgrund von besonderen Umständen (Flucht, Putsch, plötzliches Verschwinden, etc.). Ein weiterer oft besetzter Posten ist das Amt der Geißel. Die Geißel ist meist ein loyaler Diener des Prinzen und hat die Aufgabe, nicht angemeldete Vampire zum Prinzen zu bringen oder sogar zu vernichten, sowie für die Einhaltung der örtlichen Regeln zu sorgen. Er ist nicht ganz so häufig zu finden, wie der des Prinzen, doch auch hier sollte es gute Gründe geben, wenn er fehlt. Weitere denkbare Posten sind, auch mit Prinzen ein Rat der Erstgeborenen, die Harpyien und der Hüter des Elysiums. Allerdings sind diese nicht zwingend erforderlich.

Außerdem sollten natürlich interessante und geschichtsrelevante Charaktere in der Stadt residieren, dabei sollte man aber darauf achten, dass sie nicht den vorherigen Überlegungen widersprechen. Gegebenenfalls müssen Details angepasst werden. 

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