Art des NPCs

Bevor auch nur ein Wort zu Papier gebracht wird, man nur einen einzigen Wert festlegt, muß man sich über den Charakter einige wichtige Gedanken machen. Das erste und wichtigste, worüber man sich klar werden muß, ist, wozu der Charakter dienen soll. Einen guten dauerhaften Freund, der über eine ganze Chronik immer wieder auftauchen soll, konzipiert man anders, als einen Informanten, der nur einmal auftaucht, und einen "Endgegner" sicherlich anders als einen neutralen Händler. Man muß sich also entscheiden, was man wirklich will. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, daß erst das Verhalten der Spielgruppe darüber entscheidet, ob ein NPC Freund oder Feind werden soll, aber auch das sollte von vornherein feststehen und man sollte sich in einem solchen Fall auch darüber im Klaren sein, was genau ihn zu einer bestimmten Seite neigen lässt.

 

Wichtige Grundeigenschaften

Nun kann man schon einige Eigenschaften des Charakters festlegen. Geschlecht, Alter, Beruf und Familienstand sind solch generelle Fakten, die zu diesem Zeitpunkt bereits Sinn machen, weil man sie später schon kennen sollte. Mit ihnen kann man einem NPC bereits jetzt eine Richtung geben, ohne sich zu konkret festzulegen.

 

Das Umfeld

Mit den eben genannten Eigenschaften hat man nun eine Art Skelett des NPCs, das man nun mit Leben erfüllen muß. Dabei sollte man immer noch nicht zu sehr ins Detail gehen, sondern zuerst das Umfeld des NPCs betrachten. Geschlecht, Alter und Familienstand sind Fakten, die primär etwas über die Familie aussagen. Diese kann man damit nun näher beleuchten. Wenn ein NPC verheiratet ist: hat er Kinder? Und: liebt er sie? Ist er ledig, läuft er jeder Gelegenheit hinterher oder lebt er nur für seine Arbeit? Unterstützt er seine Eltern? Bei diesen Überlegungen sollten zumindest einige nahe Beziehungen zu anderen NPCs (wichtigen und unwichtigen) entstehen, die später auch eine Rolle spielen könnten. Dabei sollten sowohl Sympathien als auch Antipathien bedacht werden. Ähnlich geht man auch im beruflichen Umfeld vor. Liebt der Charakter seinen Beruf? Wo arbeitet er? Mit wem? Gilt er als zuverlässig? Freundlich? Zurückhaltend? Insbesondere in größeren Orten sollte so ein kompliziertes Geflecht von Beziehungen entstehen, das bereits einiges an Konfliktpotential für etwaige Quests bieten sollte.

 

Überzeugungen und Ansichten

Nun, da man den Charakter schon etwas besser kennt, ist es an der Zeit, sich Gedanken über die Geisteshaltung des NPCs zu machen. Man sollte wissen, was er zu den Themen zu sagen hat, die im Verlauf der Spielrunde eine Rolle spielen werden, sollte seine Religion, seine Haltung zur Familie und zur Regierung seines Wohnortes kennen. Wie ausführlich diese Überlegungen (und alle anderen) sind, hängt natürlich von der Wichtigkeit des Charakters ab.

 

Werte

Einer der letzten Schritte ist die Festlegung von Werten. Für unwichtige NPCs reichen dafür ein paar Überlegungen, worin sie gut sind und worin eher schlecht. Je wichtiger der Charakter, desto genauer sollte man vorgehen und Charaktere die auf lange Sicht im Spiel bleiben sollen erfordern ebensoviel Sorgfalt wie jeder Spielercharakter. Noch einige Worte zur Verteilung der Werte. Man muß sich bei der Konzipierung der NPCs nicht unbedingt an Charaktererschaffungsregeln halten, aber die meisten Charaktere sollten dennoch ungefähr das Niveau der SCs haben, wenn sie storyrelevant sind, oder zum Teil sogar erheblich darunter liegen, wenn sie nur als "Fußvolk" gedacht sind. Nur wenige ausgesuchte NPCs sollten erheblich stärker sein, als die SCs. Zudem sollte jeder Charakter Stärken und Schwächen haben. Selbst die mächtigsten NPCs sollten eine Schwachstelle haben, die sie für Spieler angreifbar macht und jeder noch so schwache Niemand eine Stärke, die ihn wertvoll oder gar gefährlich machen kann.

 

Eigenheiten und Rollenspiel

Nun da ja schon alles wichtige auf dem Papier steht, könnte man meinen, der NPC sei fertig und die Arbeit abgeschlossen. Aber das stimmt nicht ganz. Gerade bei wichtigen NPCs fehlt noch etwas entscheidendes: wie will man sie darstellen. Und gerade das ist unheimlich wichtig für die Stimmung. Wie spricht ein NPC? Eher schleppend? Schrill und hoch? Keifend? Tief und geruhsam? Welchen Gesichtsausdruck hat er dabei? Wie drückt er sich aus? Was tut er dabei mit den Händen? Welche Haltung nimmt er ein? Wie offen redet er? Würde man ihm glauben? Auch einige Eigenheiten, Details, die ihn einzigartig machen, sollte man ihm nun geben. Nickt er vielleicht bei allem, was man sagt? Popelt er? Lispelt er vielleicht? Hinkt er ein wenig? Hört er niemals richtig zu? Auch das genaue Aussehen sollte nun noch festgelegt werden und mit einigen besonderen Merkmalen versehen werden. Sei es eine Glatze, eine Narbe, ein süßes Grübchen, oder was auch immer sonst. Diese Feinarbeit, diese winzigen Details sind es, die NPCs unverwechselbar und unvergesslich machen und die dazu führen, daß die Spieler sie lieben. Oder hassen...

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